Sie sind hier: Nachruf Roberto Renzi + 23.10.2018 +
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Roberto Renzi verstorben
Nun ist er doch ganz still von uns gegangen. Roberto, ich nenne ihn bewusst mit dem Vornamen, verstarb am 23.10.2018 in Mailand.
Er – Akims geistiger Vater, der seine Stimme dem Sohn des Dschungels und dessen Freunde fast 40 Jahre verliehen hatte, wurde 95 Jahre alt.
Geboren wurde Roberto Renzi am 10.02.1923 in Cadorago (Provinz Como). Ein Kosmopolit wie Akim, denn Robertos Mutter erblickte das Licht der Welt in Brasilien, die GroĂźmutter im spanischen Malaga und Robertos Vater stammte aus der Toskana.
Robertos vielseitige Begabungen wurden ihm in die Wiege gelegt. Rasches Auffassen, gute Beobachtungsgabe, Fleiß, Fantasie…und dies alles gepaart mit einer Prise Humor. Eigenschaften, die ihn später bei den vielen Arbeiten als Autor und Journalist erfolgreich unterstützen werden.
In Robertos Lebenserinnerungen, die schriftlich vorliegen, erahnt man, wie er Entbehrungen ĂĽberwandt und schlieĂźlich zum anerkannten, verdienstvollen Journalisten aufstieg (Ehrung 1966 zum Ritter der Republik).
Doch bis dahin war es ein weiter Weg.
1945 heiratet er seine Lebensgefährtin Elsa. Der Krieg wird noch drei Monate andauern – rosige Zukunftsperspektiven danach sind fast ausgeschlossen.
1948 wird Roberto Renzis Sohn Riccardo geboren.
Von 1946 bis 1954 schreibt Roberto Lieferungsromane, die von Hausierern an Haushalte verkauft wurden – eine Loseblattsammlung, für die Roberto über 6.000 Seiten (!) in die alte Underwood-Schreibmaschine tippt.
Um die gleiche Zeit ist Roberto seit 1941 auch bei Edital beschäftigt (hier gab auch sein Partner und Freund Augusto Pedrazza sein Comic-Debüt), Renzi arbeitete ebenfalls bei Pagani (1946-47, Bob Karten), sowie bei Brugora 1947-49, Joe Bolide), dann bei Marino Tomasina (ab 1947 mit Augusto Pedrazza, dort Titel wie Pierino, Akim, Fulgor, Virgola und viele andere), ab 1946 bei Edizioni Alpe (1952 dort Tiramolla – Renzis zweitgrößter Erfolg nach Akim in Italien).
Apropos Akim: Roberto Renzi verordnete seinen Figuren, trotz Science-Fiction und utopischer Fantasien in den späten Geschichten, ein alltägliches Leben – das im Familienkreis, Akims Baumhaus, immer wieder ein Happyend fand.
Später veröffentlicht er bei Aventures et Voyages in Paris neben dem Tomasina-Material auch eigene Stories. Roberto war ebenfalls mit Topolino-Folgen für Mondadori in Mailand tätig.
Roberto Renzi war es immer wichtig, dass vielseitige Tätigkeiten seiner Familie ein gutes Einkommen bescherten, weit wichtiger als der persönliche Erfolg.
Zeitgleich arbeitete er als Journalist. Ab 1946 für die katholische Tageszeitung L’Italia
Ab 1952 dann 20 Jahre für das Nachmittagsblatt La Notte für die Rubrik „Verbrechens- und Unfallberichte“. Aus tausenden Schnipseln von Meldungen dieser Zeitung entstand später Renzis schalkhaftes Büchlein „Racconti Mattinali“.
Robertos vielseitiges Schreib- und Redetalent ebneten ihm auch den Weg als Hüter zahlreicher Verbände in Vorständen. 1964-1970 Vizepräsident der Union Nazionale Cronisti. Ab Anfang 1970 Präsident des Lombardischen Journalistenverbandes Cronisti Lombardo. 1971 Vizepräsident, 1975 dann Präsident der Associazione Lombarda di Giornalisti. 1974 wählte man Renzi zum Präsidenten des Mailänder Presseclubs, dort blieb er bis 1981.
Von 1972-1983 bekleidete Roberto Renzi die Stelle als Pressereferent der damals renommierten Banco Ambrosiano. Seine letzten Berufsjahre verbrachte er im Pressebüro des Tourismussektors, dort war er auch als Herausgeber des Magazins Tourismo d’Affari tätig.
2010 erlebten ihn meine Frau Gaby, Ludwig Webel und ich bei einem Treffen in Mailand - im Beisein von Rosa Gerelli Pedrazza (Augustos Witwe) und Patrizia Pedrazza (Augustos Tochter). Zum Zeitpunkt unseres Besuchs fuhr er selbst noch Auto – und das im dichten Getümmel von Mailands Innenstadt.
2013, mit 90 Jahren, schreibt Roberto seinen ersten Kriminalroman, der zweite folgt ein Jahr später – beide wurden gedruckt.
2016 feiert Roberto Renzi seinen 93. Geburtstag. Er bringt seine Korrespondenz noch eigenhändig zu Papier oder erledigt sie am Computer.
Am 10.02.2018 ist er 95 Jahre alt geworden. Im FrĂĽhjahr stirbt seine zweite Frau Mariella.
Dienstag, 23.10.2018 lässt uns Roberto traurig zurück.
Wir kannten ihn persönlich und liebten ihn. Wir werden ihn nicht vergessen!
Peter Kronhagel, Böhl-Iggelheim, 10. November 2018